Vita brevis, ars longa: Die Ewigkeit bleibt ein feuchter Künstlertraum. Manche meiner Arbeiten sind ephemer; ihre Tage sind gezählt, sie existieren nur für die Zeit der Ausstellung. Danach ist der Spuk vorbei: „Here today, gone tomorrow“. Manche meiner Materialien vergehen, schrumpeln, verlieren Luft, altern, reißen, vertrocknen und enden als ein Memento mori mit leichtem Hautgout. So wie man sie jetzt – im Moment des Betrachtens − sieht, werden sie nie mehr wieder sein. Friede ihrer Asche, seufz und Amen.
Diese Arbeiten sind orts- wie zeitspezifisch, gebunden an die Vorgaben des Ortes und die Haltbarkeit des Materials. Bei Außenarbeiten oder längerfristigen Installationen wie Bohne oder Bob_343 ist das genauso, sie dürfen bloß länger leben. Diese beiden Arbeiten sind innen installiert, das Material ist geschützt vor Wind und Wetter. Das erhöht ihre Lebensdauer und lässt sie nur langsam altern. Die Farben bleichen aus, die Oberflächen werden vielleicht spröde, aber sie lassen sich bei Bedarf auch wieder aufarbeiten und mit einer neuen Schutzschicht überziehen. Spätestens, wenn das Gebäude abgerissen, umgenutzt oder umgebaut wird, ist es auch für sie vorbei. Dann müssen sie weichen oder werden mit untergehen. Architektur ist alles andere als ewig, man rechnet heute mit Nutzungsdauern von Gebäuden von etwa 50 Jahren.
Momentan heißt es bei mir eher „viel und vergänglich“ als „wenig und stabil“. Das kann sich auch wieder ändern. Manche Arbeiten sind auch aus Aluminium oder gebranntem Ton, ordentlich widerspenstig und lange haltbar. Vielleicht sollte ich mich mal wieder als Kontrastprogramm richtig zähen Materialien zuwenden.
Material, Ort, Zeit, feuchte Träume: Eigentlich will ich bloß gerne die ganze Ewigkeit zu einem Augenblick zusammenfrieren. Und aus dem abgebauten Material baue ich gerne wieder die nächste Arbeit.